Die Wiederbestattung
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Einst lebt’ ein junger Sänger am Ruhme reich, sonst arm,
Erdacht hat er viel Lieder, in seinem Liebesharm,
Severens Schönheit preisend, für die sein Herz geglüht,
Sie rührte keins der Lieder, gar stolz war ihr Gemüth.
Der Lenz ist da, wie jubelt die Welt! mein Sänger! ruft
Auch dich hinaus ins Freie der Blüthen Glanz und Duft?
Wozu die Kürbisflasche? trinkst du aus keinem Quell?
Hast du Furcht vor dem Fieber? wohin, mein Freund!
[so schnell?
Was ist’s, das dich beweget? wie blickst du sonderbar!
Sinnst du auf neue Lieder von ihr? vom jungen Jahr?
Was ihn so tief bewegte, nicht gab er’s später kund,
Bleich war des Sängers Antlitz, verschlossen war sein Mund,
Das Blut, das stockt’ im Herzen, die Flasche, die war leer;
Als sie ihn wieder fanden, da lebte er nicht mehr.
Wohl mancher fragt, wer mochte ihm schuld am Tode sein?
Kein Mensch war dort zugegen, das weiß nur Gott allein.
Viel hatt’ er der Begleiter, als man zu Grab ihn trug,
Umsonst sucht ihr Severen im langen Trauerzug;
Um ihren toten Sanger weint sie daheim vielleicht,
Kaum ist es zu vermuthen, daß sie sein Tod erweicht.
Warum eilt mit dem »Libera« der Priester heut so sehr,
Und mit dem »Miserere« und was er bethet mehr?
Der Priester, der muß eilen, weil schon der Abend thaut,
Er hat noch eine Trauung, Severa heißt die Braut.
Er traute sie am Abend, ging mit zum Hochzeitmahl;
Um Mitternacht verließ er die Gäste in dem Saal;
Er ging vorbei am Kirchhof, hört’ an dem stillen Ort,
Wo sonst die Ruhe herrschte, manch’ ungestümes Wort.
Es öffnet sich die Pforte, der Sänger tritt heraus:
»Wer hieß euch mich begraben in dieses Friedenshaus?
Ich nahm mir selbst das Leben, man zankt nach Totenrecht,
Ob nicht verfiel dem Schergen mein Leib, dem
[Henkersknecht?
Der Liebsten aus dem Wege ging ich, nicht möcht’ ich nun
Den Schläfern lästig fallen, die hier im Friedhof ruh’n.«
Man fand ihn unverscharret, als jene Nacht entschwand,
Wo Mörder ruh’n, begrub ihn darauf des Schergen Hand.