Aus dem Polnischen des Adam Mickiewicz
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Wer ohn’ Erwid’rung seufzt, groß ist das Unglück dessen,
Noch größer dessen, den das leere Herz langweilet;
Doch mit dem größten Unglück scheint mir der betheilet,
Der nicht mehr liebt, daß er geliebt, nicht kann vergessen.
Sieht er mit kecker Stirn ein lüstern Aug’ ihn messen,
Macht der Erinn’rung Gift, daß er die Lust nicht theilet;
Rührt Reiz und Tugend ihn, hin, wo der Engel weilet,
Darf er mit welker Brust zu geh’n sich nicht vermessen.
Soll er nun andern grollen, soll er sich beschuld’gen?
Er flieht der Göttin Bahn, kann nicht der Ird’schen huld’gen;
Auf beide blickend, läßt er jede hoffnung fahren.
Sein Herz gleich einem Tempel aus vergang’nen Jahren,
An dem die Zeit genagt, dem wüsten, wo nicht thronen
Die Gottheit will, und Sterbliche nicht dürfen wohnen.