Das unverweste Herz

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Das unverweste Herz
France Prešeren
Prevod pesmi Neiztrohnjeno srce.
Prevajalec: Klaus Detlef Olof
Izdano: France Prešeren: Gedichte. Kranj: Občina idr., 2005 (3., spremenjena izdaja) (Prešernova pot v svet, 1). (COBISS)
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Ein Grab wird ausgehoben, ein Jüngling kommt ans Licht,
sie sehen einem Toten ins bleiche Angesicht.
Die Totengräber starren, der stumme Atem stockt,
wer wär bei solchem Anblick trotz Mutes nicht geschockt.

Wie schön wär seine Stirne, denkt jeder still bei sich,
umschattet’ eine Wolke nicht dunkel sein Gesicht;
wie schön wären die Lippen, das hohe Antlitz nur,
wär da nicht eines Unglücks verräterische Spur.

Nur kurz ist er zu sehen, zerfällt beim ersten Hauch,
vergeht vor ihren Blicken wie eitel Schall und Rauch.
Allein das Herz, es schlägt noch, fühlt bitter, warm und wund,
als schlüg in seiner Brust es lebendig und gesund.

Wer fand hier, fragen alle, als letzter wohl sein Grab,
bestimmt war er ein Heil’ger, den man zur Ruhe gab.
Ein Stein steht unbeachtet, jetzt treten sie heran,
vom Moose zu befreien, was man noch lesen kann:

Hier wurde einst begraben der Sänger Dobroslav,
der seiner Liebe Sehnsucht mit holden Tönen traf,
er sang in hehren Liedern von eines Mädchens Ehr,
von einem stolzen Fräulein, das liebte er so sehr.

Doch als sie einen andern zum Liebsten sich erkor,
kam nicht ein einzig Lied mehr aus seiner Brust hervor.
Er klagte nicht den Menschen, nicht Gott sein Herzewund,
kein Weinen trübt’ sein Auge, kein Lachen ziert’ den Mund.

Warf achtlos weg sein Leben, lebt’ heillos allenthalb,
starb ohne Trost der Beichte, ward nicht mit Öl gesalbt.
Sie sagen, dass der Himmel ihm das Verwesen wehrt,
sie sagen, dass sein Herz wohl noch immer aufbegehrt.

„Das Herz ist’s eines Sängers“, sagt dort ein alter Mann,
„wär es das eines Heil’gen, erlöschte dieser Bann;
die ew’gen Lieder wehrten die Ruhe ihm im Sarg,
die in der Brust verschlossen er all die Jahre barg.

Lasst uns das Herz ihm öffnen, lasst unterm Himmel frei
den Tag es neu erwarten, bis diese Nacht vorbei,
und kehr’n wir morgen wieder, wenn sich zum hellen Tag
das Rot der Morgensonne geläutert haben mag.

Lasst Wind und Tau ihn kühlen hier an des Grabes Saum,
lasst Mond und Sterne nehmen, was sie als Dichtertraum
ihm einstmals eingegeben und ihm das Leben gab:
dann senkt, wenn es zerfallen, erneut es in das Grab.“

Sie öffneten das Herz ihm, lebendig gleich wie tot
lag es bei Sternenhimmel und kühlem Morgenrot,
doch an der neuen Sonne zerschmolz es ganz und gar,
dass, weißer Schnee im Frühling, nichts zu begraben war.